Eteokyprische Sprache

Eteokyprisch
Zeitraum 1. Jahrtausend v. Chr.

Ehemals gesprochen in

Zypern
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ISO 639-3

ecy

Einsprachige eteokyprische Inschrift aus Amathous (Ashmolean Museum, Oxford).

Als Eteokyprisch oder Eteozyprisch bezeichnet man eine ägäische Sprache, die vermutlich im 1. Jahrtausend v. Chr. neben dem Altgriechischen auf Zypern gesprochen wurde. Sie wurde durch das Griechische verdrängt und starb bis gegen Ende des 1. Jahrtausends v. Chr. aus. Den Begriff ‚Eteokyprisch‘ schuf im Jahr 1932 der Altorientalist Johannes Friedrich,[1] nachdem bereits 1911 Richard Meister auf nichtgriechische Texte aus Zypern hingewiesen hatte.[2]

Im 1. Jahrtausend v. Chr. wurde auf Zypern eine eigene Silbenschrift verwendet (kyprische Silbenschrift), wobei die meisten in dieser Schrift notierten Texte den arkadisch-kyprischen Dialekt des Altgriechischen repräsentieren (daher auch „kypro-griechische Schrift“). Daneben existieren aber einige Texte (25–35), die nicht griechisch gedeutet werden können und in denen man daher Zeugnisse einer einheimischen eteokyprischen Sprache vermutet. Die meisten (ca. 20) dieser Texte stammen aus Amathous.[3] Da nur wenige und kurze Bilinguen existieren (bedeutend ist vor allem die eteokyprisch-griechische Bilingue aus Amathous), gestaltet sich die Entschlüsselung des Eteokyprischen bisher schwierig. Insgesamt bleibt bisher unklar, wie viele autochthone Sprachen (neben Griechisch und Phönizisch als eingewanderten Sprachen) im antiken Zypern gesprochen wurden. So besteht die Möglichkeit, dass Eteokyprisch und Kypro-Minoisch verschiedene Entwicklungsstufen derselben Sprache repräsentieren, zumal sich die kyprische Silbenschrift offenbar aus der kypro-minoischen Schrift entwickelte.[4] Andererseits könnten regional unterschiedliche Sprachen gesprochen worden sein, die mit derselben oder ähnlicher Schrift geschrieben wurden. So weist der klassische Philologe Markus Egetmeyer angesichts der Überlieferungsdominanz von Amathous und deutlicher Unterschiede in den Zeichenfolgen der Texte aus A. und Golgoi auf die Möglichkeit einer „golgischen Sprache“ hin.[5]

Einige Forschungsansätze versuchen, die eteokyprische Sprache und die eteokretische zu einer ägäischen Sprachfamilie zusammenzufassen.

  1. Johannes Friedrich: Kleinasiatische Sprachdenkmäler. Walter de Gruyter, Berlin 1932, S. 49–52, hier: S. 49.
  2. R. Meister, “Kyprische Syllabarinschriften in nichtgriechischer Sprache”, Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Classe, Berlin 1911, S. 166–169., Hinweis aus Markus Egetmeyer: The recent debate on eteokypriote people and culture. In: Pasiphae. Rivista di Filologia e Antichità egee, III, Pisa/Rom 2009, S. 69–90, hier S. 69
  3. Markus Egetmeyer: Eteokyprisch: Sprache des antiken Zypern. In: Antike Welt, 6/16, S. 6–7, hier S. 7 und derselbe: The recent debate on eteokypriote people and culture. In: Pasiphae. Rivista di Filologia e Antichità egee, III, Pisa/Rom 2009, S. 69–90, hier S. 71–72 mit Auflistung von 27 sicher nicht-griechischen und nicht-golgischen Texten nach Fundorten: 20 aus Amathous, 1 aus Kourion, 3 aus Paphos, 2 aus Zypern unklarer Provenienz, 1 aus Ägypten (Abydos) - an golgischen Texten nennt E. 9, S. 74
  4. Markus Egetmeyer gibt Paphos als möglichen Ort der Änderung von „Kypro-Minoisch“ zu „Kypro-Griechisch“ an, denn hier finden sich die ältesten Texte, vgl. ders.: Eteokyprisch: Sprache des antiken Zypern. In: Antike Welt, 6/16, S. 6–7, hier 7
  5. Markus Egetmeyer: „Sprechen Sie Golgisch?“ Anmerkungen zu einer übersehenen Sprache. In: Études mycéniennes, 2010. Actes du XIII[e] colloque international sur les textes égéens (Sèvres, Paris, Nanterre, 20–23 septembre 2010), Pisa/Rom 2012, S. 427–434

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